Dienstag, 18. November 2014

Wertschätzung - oder die Frage nach den runden Ecken



Ich habe vor einiger Zeit beruflich an einem Workshop teilgenommen. Dort kamen wir auf die Thematik der fehlenden oder nicht ausreichenden Anerkennung und damit das Gefühl der mangelnden Wertschätzung zu sprechen. 

Interessanterweise ist das ja etwas, das uns nicht nur im Berufsleben widerfährt. Und ganz besonders die Dinge, die für uns alle mehr oder weniger alltägliche Routine sind – finden von außen doch eher selten Anerkennung.
Wie lösen wir dieses Dilemma? Lob einfordern? Bringt nichts. Lob und Anerkennung sollten spontan und ehrlich sein. 

Genauso wie Kritik – allerdings sollte man beides strikt voneinander trennen. Ein Lob, welches vor eine Kritik gesetzt wird, verpufft. Auf berechnendes Lob kann man auch dankend verzichten. Auch inflationär genutztes Lob verliert irgendwann seine Glaubwürdigkeit. Alles nicht so einfach.

Überlegen wir mal – wann und wen loben wir eigentlich selbst? Wann habt ihr das letzte Mal spontan zu jemandem „DANKE, gut gemacht. Ich weiß, das zu schätzen“ gesagt, für etwas Alltägliches, vielleicht für euch Selbstverständliches? Ist das alles wirklich so selbstverständlich? 
Nein. Denn in dem Moment, wo das Selbstverständliche nicht mehr getan wird, wird es zu etwas Außergewöhnlichem.

Ein späteres Gespräch brachte ein interessantes Statement zur Sprache:

Loben wir uns doch einfach mal selbst.

Ihr sagt jetzt: „Eigenlob stinkt!“? Durchaus möglich, zumindest wenn jemand ständig vor anderen betonen muss, wie super er/sie doch ist. Selbstbeweihräucherung zählt nicht unbedingt zu den herausragenden „Soft Skills“.

Das meine ich auch gar nicht. Es geht mehr darum, sich selbst und seine Leistungen anzuerkennen. Wenn man sich selbst nicht mag und respektiert, warum sollten es andere tun? 

Wenn ich selbst nicht gut finde, was ich mache, z.B. Staubwischen ist ja nun wirklich belanglos und meistens erntet man für die runden Ecken auch noch Kritik – also findet man es eigentlich doof - warum sollte mich dann jemand anderes dafür loben, dass ich den Hausstaubmilben den Kampf angesagt habe?

Ich könnte natürlich auch so lange warten, bis die Staubschicht dick genug ist, dann Kressesamen aussäen, feucht halten und nach ein paar Tagen ist alles schön grün….

Mal sehen, was das Umfeld dann sagt. Das nächste Mal gibt es ganz sicher Lob für die runden Ecken.

Schenkt dem Menschen, der euch morgens im Spiegel entgegenblickt, ein Lächeln (und sagt nicht: Ich kenn dich nicht, aber ich wasch‘ dich trotzdem.). Sagt: Toll, dass wir heute Morgen wieder unfallfrei vom Bett ins Bad gekommen sind. Die erste Hürde des Tages ist schon mal geschafft. Klopft euch selbst auf die Schulter, wenn ihr nicht wieder in der morgendlichen Hektik die Hälfte zu Hause vergessen habt. Seid stolz darauf, dass die Kids am Zebrastreifen sicher in die Schule kommen, weil IHR angehalten habt.

Es gäbe tausende Beispiele. Und wenn wir uns selbst und das was wir tun mögen und schätzen gelernt haben, dann  fällt es uns irgendwann wirklich leichter, mal ganz spontan und ehrlich zu jemand anderem zu sagen: Danke, das hast du gut gemacht, ich weiß das sehr zu schätzen.

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