Montag, 18. Mai 2015

Born to ride!



Donnerstag, 14.05.2015 – Christi Himmelfahrt
10:30 h: Die Sonne scheint und wir sind startklar zu unserer 3-tägigen Himmelfahrtstour Richtung Taunus. S. hat es mit den Gepäck ein wenig einfacher – er verfügt über ein komplettes Gepäcksystem an der Suzi mit 2 Koffern, Topcase und Tankrucksack. Ich bin da etwas einfacher aufgestellt. Ich habe mir eine Hecktasche gekauft – Fassungsvermögen 50 l – und diese muss auf dem Soziussitz fixiert werden. Das ist ein bisschen Gefummel bis alles fest verzurrt ist. Nachteil: mein Tank ist darunter. Das heißt, wenn ich tanken muss (zum Glück nur alle 350 – 400 km), muss das alles runter. Etwas suboptimal. Hier gilt es noch eine einfachere Lösung zur Befestigung zu finden.

Wir fahren erstmal über die Autobahn in Richtung Bonn. Bei Hennef/Sieg wechseln wir auf die B8 und können endlich mal frei cruisen ohne alle paar Meter anhalten zu müssen. Die Strecke durch den Westerwald ist wirklich schön. Hügel, Kurven, schöne Landschaft. Nach rund 125 km machen wir einen kurzen Stopp in „Annemies Scheune“ ein sehr netter Landgasthof in Hahn am See. Es ist Mittagszeit und das Lokal und der Innenhof sind gut gefüllt. Was dort serviert wird, sieht wirklich lecker aber auch sehr reichhaltig aus. Wir beschränken uns auf eine Cola – mit vollem Bauch fährt es sich nicht so gut. Außerdem haben wir ja noch einen weiteren Zwischenstopp geplant.

Wir fahren weiter Richtung Limburg und erreichen nach knapp 50 km das „Lindenblütenfest“ in Hünstetten-Wallbach. Ich bin im Nachbardorf aufgewachsen, daher kenne ich das alles gut. Ein Riesengetümmel – da ist der ganze Ort auf den Füßen. F. – ein guter Freund – begrüßt uns herzlich! Ich treffe einige Schulkameraden von früher. Es ist echt lustig, wahrscheinlich kenne ich hier zig Menschen, aber ich ERkenne sie nicht ;-) Offensichtlich geht es auch anderen so, das kann ich zumindest an den Blicken sehen. Wir genießen den sonnigen Nachmittag bei Bratwurst und alkoholfreiem Bier. F. empfiehlt uns nicht den direkten Weg nach Wiesbaden zu nehmen, sondern über Ketternschwalbach, Burgschwalbach und Zollhaus durch das Aartal zu fahren. Gute Idee! Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Wenn man fast 15 Jahre aus einer Gegend weg ist, vergisst man doch so einiges…

Der kleine Schlenker hat sich wirklich gelohnt! Nach weiteren 53 km erreichen wir dann unser finales Ziel: Wiesbaden.

Wir haben ein Zimmer im Crowne Plaza gebucht. Das liegt ziemlich zentral und hat eine Tiefgarage. Parken ist in Wiesbaden, selbst mit Motorrad, ein echtes Problem. Man muss eigentlich ins Parkhaus. Zum Glück bin ich Mitglied im IHG Rewards Club und so gibt es den Tiefgaragenstellplatz vergünstigt und selbstverständlich benötigen wir nur einen für beide Mopeds. Bikers welcome.

Unser Zimmer ist ganz nett – es ist noch eins von denen, die noch nicht renoviert sind, aber ok. Bequemes Bett, Bademantel, Minibar, TV, Klimaanlage – passt. Wir entledigen uns unserer Motorradkluft und beschließen, zur Entspannung erstmal in den hoteleigenen Pool zu gehen. Klein, aber schön warm. Das macht wieder etwas locker.

So vitalisiert machen wir uns stadtfein und auf den Weg zum Abendessen. Wir haben uns für die Cuban Bar in der Emser Straße entschieden. Bei Mojito und Caipi stoßen wir auf unseren 4. Jahrestag an. S. entscheidet sich für ein Bocadillo (Burger) und ich nehme eine Ropa al Jefe. Das ist eine Art Wrap gefüllt mit allem was die Küche so hergibt und mit Käse überbacken. Sehr lecker. Zwischenzeitlich hat der für den Abend angekündigte Regen eingesetzt. Wir nehmen noch einen Cocktail zum Nachtisch.

Als der Regen nachlässt, beschließen wir noch das „Kranzplatzfest“ zu besuchen. Dieses Fest ist in Wiesbaden Kult, es gibt viel Musik umsonst und draußen, Verkaufsstände und natürlich ist auch für das leibliche Wohl gesorgt. Wir kommen gerade rechtzeitig zum Auftritt von „Supercharge“ – coole R&B-Band. Wir setzen uns unter einen Baum, trinken noch was und genießen die Stimmung. Um 22:00 h ist Schluss und wir machen uns auf dem Heimweg.


Freitag, 15.05.2015
Ursprünglich hatte der Wetterbericht für heute Regen angesagt und wir wollten ein bisschen Wellness in der Kaiser-Friedrich-Therme machen und der Spielbank einen Besuch abstatten. Doch jetzt soll es doch schön werden, ab 11:00 h. Frühstück gibt es bis um 10:00 h, also erst Frühstücken und dann fertig machen. Und siehe da, pünktlich reißt der Himmel auf. Strahlende Sonne 18 C – das ist natürlich perfektes Motorradwetter. Und wir sind am Taunus. Die Entscheidung ist schnell gefallen – wir machen eine Tour und schenken uns das Wellness-Programm.

Erstmal geht es auf den Großen Feldberg. Da ist schon wieder die Hölle los. Anstrengend sind die ganzen Radfahrer. In jeder Kurve muss man damit rechnen, einem Radfahrer zu begegnen. Überraschung oben: eine ganze Gruppe Münch „Mammut“ 10 oder 15 Stück. Unglaublich. Das ist eine echte Rarität, wenn man bedenkt, dass Münch nur 476 Motorräder insgesamt gebaut hat. Wirklich beeindruckende Schätzchen.

Wir müssen dringend tanken und fahren weiter Richtung Oberursel. Eigentlich wollten wir ja dann so in Richtung Vogelsberg. Aber da wir mal wieder etwas planlos sind, endet es damit das wir den gesamten Hochtaunus-Kreis rund um und über den Feldberg abfahren sind. Fast 150 km. Bevor es zurück nach Wiesbaden geht, machen wir noch einen Stopp in Idstein und essen im Eiscafé Corso ein Spaghetti-Eis. In Idstein ist Weinfest – aber das lassen wir an der Stelle mal lieber sein.

Gegen 17 h erreichen wir wieder Wiesbaden. Auf der Rheinstraße gab es noch eine lustige Begebenheit. Wir stehen nebeneinander an der Ampel. Auf der Spur neben uns eine Ducati Corse. Da ich ja nicht Schalten muss, gewinne ich jeden Ampelstart auf den ersten 5 Metern ;-) danach bin ich chancenlos.

Auf jeden Fall war der Kerl wohl leicht gekränkt, was ihn dann bis zur nächsten Ampel zu einer Kraftdemonstration in Form eines Wheelies veranlasste. Ich bin vor Lachen fast vom Moped gefallen. Männer.

Im Hotel angekommen meldet S. an der Rezeption die Saunabenutzung an. Das dauert 30 min. bis die heiß ist. Aber kaum war er weg, kam er auch schon wieder. Das hatte jetzt irgendwie nicht funktioniert und der Hausmeister musste kommen. Noch mal 20 min warten.

Ich beschränke mich auf eine schöne lange heiße Dusche.

Zum Abendessen wollten wir gerne mal was „gutbürgerliches“ und hatten uns für das „Bobbeschänkelche“ entschieden. Unterwegs durch die Altstadt sehen wir einen Lotto-Laden. Mist, wir wollten doch noch Eurojackpot spielen. Es ist 19:10 h. Eigentlich zu spät. Aber der nette Lottoladenbesitzer hat vorgesorgt – für seine Stammkunden. Wir dürfen uns einen fertigen Quicktip aussuchen. Naja, vielleicht wird’s ja was.

Beim Lokal angekommen mussten wir allerdings feststellen, dass es das ganze Wochenende geschlossen hat. Blöd. Ich hab Hunger. Also wieder zurück in Richtung Altstadt. Wir entscheiden uns für das Weinhaus Kröger mit Pfefferrahmschnitzel und Bratkartoffeln. Dazu ein leckerer Dornfelder Rosé. Wir sitzen draußen und genießen den milden Abend. Welt wieder in Ordnung. Den Eurojackpot haben wir leider nicht geknackt. :-( Also doch wieder am Montag arbeiten gehen…


Samstag 16.05.2015
Noch scheint die Sonne, aber die Aussichten sind nicht so doll und es hat merklich abgekühlt. Egal. Wir genießen erstmal ein ausgiebiges Frühstück und überlegen wie wir zurückfahren. Also auf jeden Fall zunächst in Richtung Bad Schwalbach und dann die Wispertalstraße weiter nach Lorch am Rhein. 50 km Kurvenabschlusstraining. Ich fühle mich immer sicherer. Das Möppelchen ist aber auch wirklich ein Traum. Da zickt nichts, die ruckt nicht, bleibt brav in der Spur, echt toll. S. hat schon den Verdacht ich hätte heimlich Fahrstunden genommen. Quatsch – born to ride! :-)

Am Rhein angekommen, fängt es an zu tröpfeln. Wir machen eine kurze Pause unter dem Loreleyfelsen. Es hört wieder auf und wir fahren weiter. Angesichts der Witterungslage haben wir entschieden, den Rhein bis Bonn entlang zu fahren und dann über die Autobahn zurück nach Hause. Bei Koblenz bin ich etwas irritiert – ich hätte nach Neuwied fahren müssen, bin aber dem Schild nach Bonn gefolgt und auf der anderen Rheinseite gelandet. Nun gut, auch nicht weiter schlimm. Wir kommen durch Andernach. Dort gibt es einen Kaltwassergeysir. Aber, wie wir feststellen müssen, kann man da nicht mal eben so mit der Fähre hin, sondern muss ein ganzes Programm buchen und das dauert 3 Stunden. Es ist kurz vor 15 h und angesichts des Himmels vertagen wir das mal auf eine Tour durch die Eifel. Wir trinken noch einen Milchkaffee – es ist echt frisch geworden, ca. 13 C.

Und dann ab in Richtung Heimat. Und natürlich – es kommt wie es kommen musste. Ab Köln regnet‘s. Nicht doll, eher so ein feiner Fisselregen, aber das macht es auch nicht besser. Als wir über die A1 wieder auf die A59 wollen ist da Stau. Auch das noch. Als wir dann an dem Hindernis vorbeikommen sind wir doch sehr erstaunt. Ein Schwan. Sitzt mitten auf der rechten Spur. Zwei Fahrzeuge hatten sich davor und dahinter positioniert, wohl um das Tier zu schützen. Ob es angefahren wurde oder verletzt war, konnte man nicht sehen.

Etwas durchgefroren und angefeuchtet, aber nicht durchgeweicht kommen wir nach rd. 250 km zu Hause an. 

Test bestanden. 630 km ohne Probleme. 

Wenn jetzt das Wetter Anfang Juni mitspielt, steht der Tour an die Atlantikküste nichts mehr im Wege.

Mittwoch, 13. Mai 2015

News

Nach vier langen Jahren als Sozia und vielen Überlegungen an dunklen Winterabenden habe ich mich im März entschieden, endlich wieder selbst zu fahren. Heißt - ich brauchte mein eigenes Motorrad. 

Die 1250er Bandit meines Liebsten fiel schon mal aus - zu groß, passt einfach nicht. Ich finde ein Motorrad ist ähnlich wie Schuhe. Es gibt viele sehr schöne Schuhe - die auch ganz schlimm Aua-Füße machen können. Also es half nicht, nur nach der Optik zu gehen, sondern es musste auch anprobiert werden. 

Eines schönen Freitagnachmittag suchten wir dann die örtlichen Motorradhändler auf. Ich saß auf allem, was es so gab. Aber so richtig überzeugen konnte mich nichts - was dann auch noch in mein Budget gepasst hätte. Eigentlich wollte ich schon abbrechen, da sagte mein Liebster - lass uns zu Honda fahren. Äh, Honda? Nach meiner Kenntnis nicht ganz so in dem Preissegment angesiedelt, dass ich mir so vorgestellt hatte. Aber gut, frau kann sich täuschen und so fuhren wir zu Honda.

Was gefiel passte entweder nicht vom Sitzen oder vom Preis. Was passte, gefiel nicht. Ach nee. Das ist aber auch alles schwierig. Plötzlich, ganz hinten in der Ecke, was ist das denn? Da fehlt der Kupplungsgriff???? Sieht aber schick aus. Setzen. Passt. Nee, jetzt. Was ist das eigentlich für eine?
Der Freundliche klärt uns auf: Honda NC700S mit Doppelkupplungsgetriebe und Combined ABS. 
Ich tue mal sehr beeindruckt und habe keine Ahnung wovon der Mann spricht. 

Die habe ich dann ungefähr eine halbe Stunde später - nachdem ich das vorhandene Nachfolgemodell zur Probe gefahren bin. Haben wollen. Sofort einpacken mitnehmen. Nein, davor hatte dann der Liebste noch die zähe Preisverhandlung gesetzt. Weltfrauentag war schließlich das schlagende Argument mit dem ich den Verkäufer mit einem charmanten Lächeln nebst Augenaufschlag überzeugen konnte *lol*

Mit ein paar nützlichen Zubehörteilen, Zulassung und Wunschkennzeichen wurden wir uns handelseinig. Abholtermin: 20. März. Och... so lange noch? Na gut.

Zwischenzeitlich sind fast 2 Monate und knapp 1000 km ins Land gezogen. Die 1000 km Inspektion ist erfolgt und die erste Tour steht unmittelbar bevor. Drückt mal die Daumen, dass das Wetter mitspielt und dann gibt's auch sicher wieder im Nachgang ein paar Eindrücke von unterwegs.


Und es geht weiter...



Ein nettes Gespräch heute hat mich veranlasst mal wieder etwas zu Papier zu bringen. Es ging um die Frage, wie sehr identifiziere ich mich mit meinem Job und/oder meiner Firma. 

Hm. 

Nicht ganz einfach, diese Frage zu beantworten. Früher war es ja so, dass die Menschen wirklich ihrer Firma „committed“ waren, wie es so schön neudeutsch heißt. Verbunden, verpflichtet. Man lernte irgendwo und blieb bis zur Rente. Man sah sich als unverzichtbarer Bestandteil des Unternehmens, auch wenn man nur ein kleines Rädchen war – man brauchte die kleinen Rädchen, um das große Rad zu drehen. Man identifizierte sich mit seinem Job und seiner Firma, irgendwann gab es die goldene Uhr, als Zeichen der Wertschätzung für langjährige Verbundenheit und - wenn alles gut ging – die Rente.

Und heute? Die Firmen überbieten sich in Mitarbeitermaßnahmen, Events und was weiß ich nicht alles. Wir sind alle eine große Familie, wir sind toll, wir geben alles für das Unternehmen. Und wir drehen dabei das Rad bis es heiß läuft. Uppps – schon wieder ein Rädchen rausgefallen. Schnell, ein neues her und zack – läuft die Maschine wieder, und wieder ein bisschen schneller. Oft läuft die Maschine auch besser, wenn das Rädchen gar nicht ersetzt wird. Zumindest macht es kurzfristig den Eindruck. Das erhöht zwar den Verschleiß, aber neue Rädchen sind günstig zu haben. Günstiger, als die zuverlässigen Rädchen besser zu pflegen und ihnen mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

Das sind nur so ein paar Gedanken am Rande eines ziemlich unerschöpflichen Themas in Zeiten der Gewinnmaximierung, des Fachkräftemangels, des demographischen Wandels und ausgebrannten Mitarbeitern… Ich könnte stundenlang darüber philosophieren ;-)

Zurück zu meinem netten Gespräch, wir kamen schlussendlich überein, dass wir unseren Job gern machen. Das ist wichtig und macht viele Dinge auch einfacher. Aber es ist eben ein Job. Nicht mein Leben. Es ist der Ort an dem ich mein Geld verdiene, um mein Leben zu finanzieren. Ich bin nicht mit meinem Job verheiratet, ich möchte nicht meine Freizeit mit meinem Job verbringen und ich sehe im Leitbild auch kein Glaubensbekenntnis einer Ersatzreligion. Auch hier begegnen einem wirklich nette Menschen, die mehr sind als „nur“ Kollegen und Kolleginnen. Aber mit denen spricht man vielleicht 3 Sätze über den Job und dann wechselt man ganz schnell das Thema und wendet sich dem wahren Leben zu.


Mein erweiterter Freundes- und Bekanntenkreis rekrutiert sich aus den unterschiedlichsten Menschen. Und ganz ehrlich? Mir ist es nicht wichtig, welchen Job jemand hat. Oder bei welcher Firma er/sie arbeitet. Oder wovon auch immer lebt. Bei manchen weiß ich das auch gar nicht so genau. Es ist aber auch nicht wichtig. Wie wertvoll der Mensch ist, der einem in irgendeiner Art etwas bedeutet ist, berechnet sich nicht nach dem Faktor „Human Capital“ – sondern aus ganz anderen Werten. Welche das sind, muss jeder für sich selbst entscheiden.