Mittwoch, 21. Januar 2015

Grüne Muffins und andere Schwierigkeiten

Ich glaube, ich weiß jetzt, warum ich es in Namibia so schön fand.
Man war so weit weg von allem hier. Netzversorgung nur eingeschränkt, Nachrichten zwar auf deutsch, aber doch mehr lokal. Zum Beispiel aus Otjiwarongo. Otjiwarongo ist eine Stadt im Norden Namibias und bedeutet „schöner Platz der fetten Rinder“. Leider waren wir nicht dort, aber ist es nicht bezaubernd, wenn ein Ort so heißt?

Was ich eigentlich sagen möchte, dass mich das wahre Leben hier gerade furchtbar ermüdet. Es liegt nicht nur am Wetter und am Lichtmangel. Es ist alles so schwierig. Angesichts der Ereignisse der letzten Wochen ist man so angefüllt mit Worten, weiß aber eigentlich gar nicht welche man davon rauslassen darf oder kann ohne irgendwem zu Nahe zu treten. Ich könnte einen Roman schreiben, über das was in meinem Kopf vorgeht und über die Reaktionen der Menschen in meinem Umfeld. Aber wahrscheinlich hätte ich dann ALLE radikalen Vertreter dieser Welt einschließlich sämtlicher Geheimdienste zu Besuch. Und sicher nicht, wegen meiner grünen Blaubeermuffins.

Ach, die grünen Blaubeermuffins. Ich befinde mich gerade in einer beruflichen Veränderung und letzte Woche bin ich in ein anderes Büro gezogen. Nach fast 10 Jahren musste ich viele liebgewonnene Kolleginnen und Kollegen verlassen. Also habe ich gebacken, um den Abschied zu versüßen. Unter anderem auch Blaubeermuffins. Angesichts der Jahreszeit gab es natürlich nur TK-Blaubeeren. Grundsätzlich sind die auch sehr lecker. Aber sie waren riesig. Fast kirschgroß. Und meine Muffinförmchen sind eher klein. Ich habe die Blaubeeren ein wenig antauen lassen und dann unter den Teig gehoben. Da passierte das erste Missgeschick – die Beeren sind geplatzt und ausgelaufen. Der Teig bekam eine sehr ulkige bläuliche Farbe. Nun gut. Also rein in die Förmchen und ab in den Backofen.

Nach 5 Minuten schaue ich in den Ofen und denke ich sehe nicht richtig. Offensichtlich haben die Blaubeeren den Teig verdrängt. Auf jeden Fall lief der ganze Teil über das Backblech und ich hatte natürlich kein Backpapier untergelegt. Grummel. Und dann diese Farbe – das bläuliche ging jetzt eher ins grünliche... Klar, gelber Teig plus blaue Beeren gibt grün.

Augen zu und durchbacken. Also der Teig auf dem Bleck war zumindest lecker. Allerdings war die Optik der Muffins doch eher, naja – grünlich mit lila Beerenboden - eben nicht so, wie man es sich wünscht. Wegschmeißen wollte ich sie aber auch nicht. Und ihr werdet es kaum glauben. Die Dinger waren wohl so interessant (und wohlschmeckend), dass am Ende von 24 nur 4 übrig geblieben sind. Ich hatte noch 24 Apfel-Zimt-Muffins, 24 Eierlikör-Muffins und einen gigantischen Schokokuchen (war eigentlich auch Muffin, aber ich hatte keinen Bock mehr und so kam der Teig einfach in die Gugelhupfform) gebacken. Davon blieb etwas weniger als die Hälfte übrig.

War alles lecker. Aber die kleinen verunglückten Blaubeermuffins waren das Highlight.

Es muss nicht perfekt sein. Aber gut. Und manchmal bekommen die kleinen, unscheinbaren, vielleicht ein bisschen häßlichen Dinge im Leben mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung als die vermeintlich Perfekten. Die kleinen Unzulänglichkeiten wecken oftmals mehr Interesse als die Perfektion. Das Perfekte ist vielleicht schön anzuschauen – aber man will gar nicht mehr wissen, was noch dahinter steckt – oder darin.

Es geht mir wirklich sehr viel im Kopf rum. Ich muss öfter schreiben. Im Moment muss ich aber noch viel überlegen und selektieren. Ja, wir haben freie Meinungäußerung in diesem Land. Und das soll bitte auch so bleiben. Ich habe eine Meinung. MEINE. Die interessiert vielleicht nicht jeden, mancher könnte sich darin bestätigt, andere verletzt fühlen. Es ist MEINE Meinung. Die möchte ich zwar gerne kundtun, aber auch niemandem aufzwingen. Außerdem möchte ich weder mir noch anderen Schaden zufügen. Wir können alles sagen – aber wir müssen nicht. Auch das ist Freiheit. Und wenn die Emotionen so hochschlagen, ist es manchmal besser, einfach ein bisschen länger nachzudenken, sich zurückzunehmen und nicht einfach irgendetwas rauszuhauen, nur weil man das gerade gut findet.

Es ist alles ein bisschen schwierig und das ermüdet mich... vielleicht gehe ich einfach schlafen und träume vom „schönen Platz der fetten Rinder“ ;-)



Samstag, 3. Januar 2015

Happy New Year

03. Januar 2015

Happy New Year! Ich wünsche allen ein glückliches, zufriedenes, gesundes und spannendes Jahr 2015!

Seit 2 Wochen sind wir nun zurück in der Heimat. Und auch wenn dieser Urlaub und die Eindrücke in ihrer Schönheit mein Herz erfüllen - die Realität hat uns wieder fest im Griff.

Der Rückflug von Windhoek erfolgte mit reichlicher Verspätung (zum Glück war die Bar noch geöffnet) weil der Flieger aus Frankfurt Gegenwind hatte. Der Pilot war aber zuversichtlich diese Verspätung nun mit dem vorhandenen Rückenwind wieder aufzuholen. Zu unserem Glück war wieder nur die Hälfte belegt und so konnten wir jeweils eine Zweierreihe für uns beanspruchen und ein wenig Schlaf bekommen.

Nachdem in diesem Urlaub ja absolut nichts schiefgelaufen war, kam es, wie es kommen musste - die Landung in Frankfurt ging schief. Beim ersten Versuch (und da wären wir tatsächlich pünktlich gewesen) wurde die Maschine kurz vor dem Aufsetzen von einer heftigen Seitenböe erfasst und der Pilot entschied sich zum Durchstarten. Mein erstes Mal übrigens. War aber gar nicht so schlimm, wie es immer aussieht. Allerdings verloren wir dann natürlich beim Kreisen über Frankfurt alles, was wir vorher wieder reingeholt hatten. Um 09.00 h waren wir am Bus, der uns zu meinem Auto brachte.

Wieder in Düsseldorf angekommen (ohne Stau und das an einem Freitagvormittag auf der A3) und dann ging es schon direkt los. Erstmal 30 kg Wäsche waschen, trocknen, zusammenlegen. Die Klamotten von S. wieder einpacken, damit er sie mit nach Hause nehmen kann. Zwischendrin kam mir doch durchaus der Gedanke - alles fertig, wann geht der nächste Flieger??? Aber nein, so einfach ging es dann doch nicht. Erstmal 2 Tage arbeiten, E-Mails checken, erzählen - viel mehr war im Büro zum Glück nicht los.

An Heiligabend trennten sich dann unsere Wege. Das ist familiär bedingt. S. zieht es in leicht nord-östliche Richtung, mich nach Ostfriesland. Ich habe also die Feiertage bei meinem Papa verbracht und wir haben es uns richtig gut gehen lassen. Heiligabend ganz traditionell mit schlesischer Weißwurst und Kartoffelsalat - lecker. Wir haben die Tage ganz in Ruhe genossen, die 3500 Bilder vom Urlaub angeguckt, lecker gegessen, schönen Spaziergang gemacht und erzählt.

Am 27. ging es dann wieder zurück nach Düsseldorf - ihr erinnert euch vielleicht: Schnee bis ins Flachland NRW. Super. Von Bottrop bis Düsseldorf habe ich mehr als 1 1/2 Stunden gebraucht. Aber zum Glück lief es, wenn auch etwas langsamer als sonst.

Der Abend hatte noch ein Highlight parat! Vor dem Urlaub hatten wir uns Karten für die Deutsche Oper am Rhein (Duisburg) besorgt. Und zwar: Der Ring an einem Abend. Ja, ganz richtig vermutet - es handelt sich um Richard Wagner. Loriot - ein glühender Wagnerianer - war der Meinung, dass man dieses Werk auch Nicht-Wagner-Anhänger zugänglich machen sollte und hat den gesamten Ring auf 3 Stunden zusammengestrichen mit einer wunderbaren Erzählung, die die ganzen verwirrenden Zusammenhänge verständlich macht. Ich muss sagen, ich war begeistert. Auf den Hügel werde ich zwar nicht unbedingt müssen, aber für den Fall, dass mal irgendwo in der Nähe eine klassische Inszenierung gezeigt wird, könnte man durchaus mal darüber nachdenken, seinen Horizont in dieser Richtung zu erweitern.

Das alte Jahr endete wieder mit 2 Tagen im Büro - sehr sehr ruhig. Aber so konnte man mal ausmisten und sortieren und und und. Eigentlich auch mal ganz schön.

Silvester war jetzt nix besonderes. Ich hatte ja eigentlich fest vor irgendwas zu unternehmen. Aber der Enthusiasmus meines Liebsten hielt sich doch vornehm in Grenzen. Ja klar, mich ärgert es auch, dass man in den meisten Lokalitäten an diesem Abend einfach nur abgezockt wird. Aber ich mag auch nicht, zu Hause auf der Couch sitzen. Naja, vielleicht kriegen wir es ja nächstes Jahr auf die Reihe, Silvester mal was anderes zu machen.

So sind wir ruhig und beschaulich, aber ohne Nachwehen, ins neue Jahr gestartet. Gestern mussten wir noch mal arbeiten - da war dann überhaupt gar nix mehr los... Kein Telefon, kein e-Mail, kaum Kollegen und der Schreibtisch so aufgeräumt, dass ich noch den Rollcontainer entrümpelt und die Stifte aussortiert habe. Ja, auch das muss gelegentlich mal in Angriff genommen werden. Gebrauchsanweisungen von 1996 braucht nun wirklich kein Mensch mehr (da habe ich da noch gar nicht gearbeitet....)

Heute nachmittag haben wir uns schon mal daran gemacht, Bewertungen auf Tripadvisor zu schreiben. Wenn man das nicht gleich macht, dann wird das nix. Eigentlich müssen wir auch dringend noch ein Best-of aus den 3500 Bildern machen. Da fällt mir ein - ich hatte euch noch ein paar Bilder aus Namibia versprochen, auf die ich unterwegs nicht zugreifen konnte. Sie folgen dann gleich hier im Anschluss. 

Jetzt wünsche ich euch noch einen schönen Samstagabend und ein erholsames Restwochenende.